Das Unterrichtsprojekt „Internationaler Restaurantführer“ ist ein Schreibprojekt für DaF/DaZ-Lernende an Hochschulen und Universitäten ab dem Niveau A2. Hochschullehrkräfte aus aller Welt können mit ihren Studierenden an dem Projekt teilnehmen. Für die Umsetzung des Projekts steht den mitwirkenden Lehrkräften eine einsatzbereite Didaktisierung zur Verfügung. Im Rahmen der Umsetzung des Unterrichtsprojekts besuchen die Studierenden einen gastronomischen Betrieb, der eine richtige Mahlzeit anbietet (also Restaurants, Gaststätten oder sonstige Lokale am jeweiligen Ort), in ihrer Stadt, und verfassen zu ihren Erlebnissen und Eindrücken Berichte, die sie nach einem sprachlich-inhaltlichen Korrekturdurchlauf auf der Projektwebseite veröffentlichen. Aus den einzelnen Berichten entsteht so ein „Restaurantführer“ des jeweiligen Kurses; aus den Berichten aus Kursen in verschiedenen Ländern auf der Webseite ein internationaler Restaurantführer. Auf der Webseite schreiben die Lernenden darüber hinaus Kommentare zu Berichten von anderen Studierenden (auch aus anderen Kursen und Ländern), wodurch die Restaurantberichte auch zu Kommunikationsanlässen für authentischen Austausch auf Deutsch werden.
Die Restaurantbewertungen sind für alle Besucher der Webseite einsehbar, sodass zum Beispiel auch Touristen anhand der Empfehlungen Restaurants aufsuchen können, die authentisches einheimisches Essen mit freundlichem Service und schönem Ambiente bieten. So erhalten die Berichte der Studierenden Relevanz über den Einsatz im Unterricht hinaus.
Das Projekt entstand aus einem Unterrichtsprojekt für Deutschlernende, das ursprünglich von Christian Horn und Monika Moravkova am Department of German Education an der Hankuk University of Foreign Studies in Seoul, Südkorea, durchgeführt wurde. Im Jahr 2022 wurde das Projekt zu einem sogenannten „Plattformprojekt“ weiterentwickelt und darauf vorbereitet, von Dozierenden und Studierenden an Hochschulen weltweit umgesetzt zu werden. Neben seiner Verwendung als Unterrichtsprojekt verfolgt das Gesamtprojekt auch weitere Ziele, wie die produktive Vernetzung der beteiligten Hochschuldozierenden, die Entwicklung innovativer Lehrmaterialien und Lehrkonzepte sowie die Forschung, insbesondere in den Bereichen Deutsch als Fremdsprache, Didaktik, Linguistik, Spracherwerbsforschung und speziell zu Plattformprojekten.
Auf dieser Seite können Sie sich zu folgenden Aspekten des Projekts weiter informieren:
Grundlagen und aktuelles Projektkonzept
Das Konzept des Plattformprojekts wurde in Horn (2019) eingeführt. Die grundlegende Idee von Plattformprojekten besteht darin, eine Vielzahl von Lehrenden mit ihren Lernenden standortunabhängig in einem gemeinsamen Projektrahmen zu verbinden. Ein grundlegendes Ziel ist dabei, die mitwirkenden Lernenden durch das entstehende Netzwerk zu verbinden und ihnen systematisch kurs- und standortübergreifend die Möglichkeit zum Austausch in der Zielsprache zu geben. Dazu umfassen Plattformprojekte zwei Ebenen: Die erste Ebene bildet ein bewährtes Konzept für ein Unterrichtsprojekt, das die mitwirkenden Lehrkräfte, angepasst an ihre spezifischen Bedingungen, in ihren jeweiligen Kursen eigenverantwortlich umsetzen. Dieses Unterrichtsprojekt wird, um es auch begrifflich vom Gesamtkonzept abzugrenzen, als „integriertes Unterrichtsprojekt“ bezeichnet. Die zweite Ebene besteht in einer organisatorischen Rahmenstruktur, die durch eine gemeinsame Projektplattform (etwa eine Webseite) und ein zentrales Projektmanagement hergestellt wird. Das Projektmanagement dient dabei unter anderem der Steuerung des Gesamtprojekts, der Kommunikation im Projekt, der Entwicklung der Projektinfrastruktur und der Anleitung der Implementierung der Projektplattform. Erst die Kombination aus den genannten beiden Ebenen ermöglicht ein internationales, nachhaltiges, strukturell und personell komplexes Projekt.
Die Abbildung (Horn 2019: 57) illustriert die grundlegende Struktur von und Interaktion in einem Plattformprojekt: In diesem Fall setzen vier Lehrkräfte das integrierte Unterrichtsprojekt, angepasst an die jeweiligen Gegebenheiten und ihre persönlichen didaktischen Präferenzen, mit ihren Kursen um. Die Lehrenden stehen dabei in Kontakt mit dem zentralen Projektmanagement; die Interaktion zwischen den Beteiligten ist in der Abbildung durch Linien repräsentiert.
Didaktische Ziele des Projekts
Restaurantführer-Projekt dient im Wesentlichen fünf Zielen:
- ♦ Ausbau und Festigung des Wortschatzes, insb. in den thematischen Bereichen des Unterrichtsprojekts (Essen und Trinken, Wegbeschreibung, Interieur, Service usw.)
- ♦ Weiterentwicklung der Schreibkompetenzen der Lernenden, insb. in den thematischen Bereichen des Unterrichtsprojekts und damit verbundenen Textsorten (Wegbeschreibung, Beschreibung des Restaurantinterieurs mit Lokalisationsangaben, Beschreibung des Gerichts mit verschiedenen Komponenten, Beschreibung von geschmacklichen Eindrücken usw.)
- ♦ Erzeugung von positiven Emotionen und Assoziationen mit der Zielsprache durch Verbindung eines angenehmen, praktischen Erlebnisses in der Gruppe mit Deutsch außerhalb des Unterrichts
- ♦ Stärkung des Selbstvertrauens der Lernenden durch ein professionell anmutendes, sicht- und vorzeigbares Projektprodukt auf der Webseite, das auch außerhalb des Projekts genutzt werden kann
- ♦ Gegenseitiges interkulturelles Lernen im Gesamtprojekt durch Berichte aus zahlreichen Ländern und über die entstehenden zwischenmenschlichen Kontakte
Ablauf des integrierten Unterrichtsprojekts
Für registrierte Lehrkräfte steht im geschützten Bereich der Webseite eine fertige Didaktisierung für den Einsatz im Unterricht zur Verfügung. Diese umfasst zum Beispiel ein ausgearbeitetes und mehrfach getestetes Handout für die Projekteinführung, eine begleitende Handreichung für die Lehrkraft und eine Protokollvorlage für den Restaurantbesuch.
Das Unterrichtsprojekt ist so konzipiert, dass es nach der Einführungsstunde semesterbegleitend außerhalb des Unterrichts umgesetzt werden kann. Damit kann auch ein Lehrbuch-basierter Unterricht weitergeführt werden. Selbstverständlich können Inhalte des Projekts aber auch immer wieder im Unterricht thematisiert und auch in die jeweiligen Unterrichtseinheiten didaktisch integriert werden; die Entscheidung dazu ist den einzelnen Lehrkräften überlassen.
Das Unterrichtsprojekt umfasst folgende Phasen:
Phase 1: Projekteinführung im Unterricht; ggf. ergänzt um textsortenspezifische Aufgaben und Übungen
Phase 2: Restaurantbesuche, Verfassen der Berichte durch die Studierenden
Phase 3: Feedback der Lehrkräfte zu den Berichten
Phase 4: Einarbeiten der Feedbacks und Hochladen der Berichte auf die Webseite
Phase 5: Kommentieren von Berichten und Kommentaren (diese Phase kann auch schon früher beginnen)
Phase 6: Projektabschlussbesprechung im Kurs
Die Projektwebseite
Die Projektwebsite fungiert als zentraler Ort, an dem Lehrende und Lernende interagieren und an dem alle erforderlichen Materialien für den Unterricht zur Verfügung stehen. Lehrende haben Zugriff auf eine bereits vorbereitete Didaktisierung für das Unterrichtsprojekt zum Restaurantführer, können über ein integriertes Learning-Management-System (LMS) ihre Studierenden verwalten, sich mit anderen beteiligten Dozierenden vernetzen, Materialien herunterladen und eigene hochladen. Lernende wählen ihren entsprechenden Kurs, erstellen ein Profil, laden ihre Texte mit dazugehörigen Medien hoch und verfassen Kommentare zu den Einträgen anderer Studierender.
Die Website wurde benutzerfreundlich gestaltet, sodass Lehrende und Studierende sie ohne Schwierigkeiten nutzen können. Zukünftig wird eine umfassende FAQ-Seite alle Fragen zur Benutzung der Seite beantworten. Sollten dennoch Probleme auftreten, stehen die Projektverantwortlichen und das gesamte Team schnell zur Hilfe bereit.
Forschung und Entwicklung im Projekt
Das Gesamtprojekt ist nicht auf den Einsatz als Unterrichtsprojekt beschränkt, sondern bietet zahlreiche Möglichkeiten darüber hinaus. Aufgrund der internationalen Zusammensetzung der Lernenden bietet das Projekt zudem einen idealen Rahmen für Forschungstätigkeiten in den Bereichen Deutsch als Fremdsprache, Didaktik, Linguistik, Interkulturalität und Spracherwerbsforschung. Als Vertreter der relativ neuen Kategorie „Plattformprojekt“ eignet es sich zudem für die weitere Entwicklung und Erforschung dieses Projektkonzepts.
Umgang im Projekt
Als internationales Plattformprojekt mit einer Vielzahl an Mitwirkenden aus verschiedenen Ländern und Kulturen, ist es uns sehr wichtig, dass der Umgang miteinander von gegenseitigem Respekt, Rücksicht auf die jeweiligen Persönlichkeiten und Arbeitsbedingungen sowie von Kommunikation auf Augenhöhe geprägt ist. Wir begreifen uns als eine Community von Gleichgesinnten und Engagierten, die alle mit ihren jeweiligen persönlichen und fachlichen Hintergründen und Erfahrungen ihre ganz eigene Expertise in das Projekt einbringen. Unser Ziel ist es, diesen Facettenreichtum zur bestmöglichen Entwicklung unseres Projekts zu nutzen. Dabei kommunizieren wir projektbezogene Inhalte transparent, teilen entwickelte fachliche Inhalte großzügig mit anderen, achten aber auch darauf, dass dabei die Rechte an den Ideen jeweils bei denjenigen bleiben, die sie eingebracht haben.
Alle Kolleginnen und Kollegen, die sich in diesem Ansatz wiederfinden, laden wir herzlich zur Mitwirkung in unserem Team ein.